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Wie freiwillig ist Selbstoptimierung?

Teil 4: Selbstbestimmte Selbstoptimierung aus Lust, aber nicht unter Zwang

Selbstoptimierung ist Menschen wichtig, auch, wenn unser Sozialstaat wieder sozialer werden sollte. Ich denke, dass die Menschen nicht damit aufhören werden, sich selbst zu optimieren, nur wird ihr Hauptmotivator nicht Angst, sondern Lust sein. Laut Klaus Grawe ist eines der Grundbedürfnisse des Menschen das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung/Selbstwertschutz. Weitere Grundbedürfnisse sind Orientierung/Kontrolle, Lustgewinn/Unlustvermeidung und Bindung.

Selbstoptimierung kann diese Grundbedürfnisse befriedigen, sie jedoch auch frustrieren und somit viel Leiden schaffen.

Wenn Sie sich ein Ziel setzen - beispielsweise, abzunehmen, sportlich fitter zu werden und somit attraktiver für andere Menschen zu werden, von denen Sie in Zukunft aufgrund Ihrer positiven Veränderungen - aus dem übergewichtigen, schlecht gelaunten und selbstunsicheren Couch Potatoe ist eine schlanke, gut gelaunte und selbstsichere Powerfrau geworden - Anerkennung erhoffen, dann ist das ein zweischneidiges Schwert.

Wenn Sie sich also aufraffen und mit Ihrer Ernährungsumstellung und ihrem Sportprogramm beginnen, dann befriedigen Sie dabei Ihr Grundbedürfnis nach Orientierung und Kontrolle, d. h. Sie checken, ob Sie das Richtige essen und das in der richtigen Menge und Sie checken, ob Sie die Übungen Ihres Workouts richtig und in der richtigen Anzahl der Wiederholungen ausführen. Sie bemerken, dass Ihnen die Ausführung der Übungen immer leichter fällt und sie beginnen, Ihnen Spaß zu machen. Sie bemerken, dass Sie abnehmen und dass man gesundes Essen so zubereiten kann, dass es auch lecker schmeckt. Nun ist zur Befriedigung Ihres Grundbedürfnisses nach Orientierung und Kontrolle der Lustgewinn hinzugekommen. Da Sie Ihr zur Zielerreichung förderliches Verhalten erfolgreich kontrollieren und steuern, haben Sie Erfolgserlebnisse und fühlen sich selbstwirksam. In individualisierten Leistungsgesellschaften wie der unserigen hängt das Selbstwertgefühl eng mit dem Gefühl der Selbstwirksamkeit zusammen. Also befriedigen Sie Ihr Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung. Ihr Bedürfnis nach Bindung befriedigen Sie, wenn Sie es schaffen, einer Freundin, die ebenfalls abnehmen möchte, aber die bisher gesundes Essen unlecker fand und Sport immer gehasst hat, mit Ihrer Begeisterung anzustecken und ihr zeigen, dass es möglich ist, wovon sie immer nur träumte.

Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass diese Freundin eine echte Freundin ist, die sich ehrlich mit Ihnen über Ihre Selbstveränderung freut und die Sie als Vorbild für sich sieht. Dann wird sie mit Ihnen Sport machen und gesundes leckeres Essen kochen. Vielleicht betreiben Sie sogar zusammen einen Food Blog oder laden auf Instagram Videos hoch, wie Sie im Team kochen und sporteln. Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass das Streben nach Selbstoptimierung und Solidarität sich nicht ausschließen.

Auf der anderen Seite könnten Sie aber auch erleben, dass all Ihre vier Grundbedürfnisse nach Grawe frustriert werden. Wenn Sie sich überfordern und zu schnell zu viel wollen, dann denken Sie, dass Sie keine Kontrolle haben, was Sie an Ihrer Selbstwirksamkeit zweifeln lässt und so automatisch Ihr Selbstwert in den Keller rutscht. Spaß macht das Ganze dann natürlich auch nicht. Um sich besser zu fühlen, fallen Sie in Ihr altes Essverhalten zurück - auch, weil Sie die Erfahrung sammelten, dass alles, was dick macht, auch (kurzfristig) glücklich macht. Um Ihren Selbstwert zu schützen, hetzen Sie dann auf „Skinny Bitches“ und unterstellen denen, an Magersucht erkrankt zu sein, obwohl diese einen normalen BMI und eine schlanke, sportliche Figur haben. Sie selbst bezeichnen sich als „curvy“ und mahnen „Body Positivity“ an. Da die „Skinny Bitches“ sich gegen Ihr diskriminierendes Verhalten wehren, bemerken Sie, dass diese sicher keine Lust dazu haben, sich mit Ihnen zu befreunden, also wird Ihr Bedürfnis nach Bindung frustriert. Da Sie auch beim Training zu schnell zu viel wollten, haben Sie sich vielleicht eine Zerrung geholt, müssen pausieren und meinen dann, dass sich diese ganze Schinderei eh nicht lohnt. Also wieder zurück zum unzufriedenen Chips essenden Couch Potatoe. Leider haben Sie dann auch alle Menschen am Hals, die meinen, Übergewichtige mobben zu müssen.

Selbst, wenn Sie sich dann doch wieder aufrappeln und neu damit beginnen, gesund zu leben, das dieses Mal durchhalten, dann erreichen Sie zwar Ihr Ziel: Schlankheit, Schönheit und Gesundheit, Selbstakzeptanz, Sie sind stolz auf sich und haben zunächst durch Ihre gute Laune eine positive Ausstrahlung, aber da wir heutzutage in einer Neidgesellschaft leben, wird Ihr Grundbedürfnis nach Bindung und Anerkennung durch andere Menschen frustriert.

Sie haben sich das so schön ausgemalt: „Wenn ich erstmal schlank und schön bin, mag ich mich selbst und stecke andere mit meiner guten Laune an. Dann finden die Leute mich attraktiv, ich werde beliebt und sie wollen mit mir zusammen sein.“ Nun erleben Sie, dass Sie doch alles richtig gemacht haben, aber trotzdem anscheinend von anderen abgelehnt werden. In Wirklichkeit werden Sie aber nicht abgelehnt, sondern die hämischen Bemerkungen, das Abwerten und Ignoriertwerden, wenn Sie Kontakt zu anderen suchen, die auf Sie neidisch sind, sollten Sie als Anerkennung werten. Diese wurde nur von den Neidern maskiert, weil sie nicht dazu in der Lage sind, offen Anerkennung zu geben.

Die Neidgesellschaft

Das Entstehen einer Neidgesellschaft zeigt die Pervertierung, die Übertreibung von Selbstoptimierung. Das liegt wiederum daran, dass wir in einer neoliberalen, entsolidarisierten Gesellschaft leben. Die Verwettbewerblichung durchzieht alle Lebensbereiche und macht auch vor Freundschaften nicht halt. Wenn wir Freundschaften schließen, wollen wir ja eigentlich eine Insel der Authentizität schaffen - in dem Sinne, dass wir unser Herz ausschütten dürfen und darauf hoffen können, aufgrund dessen gerade nicht aufgrund unserer Schwäche verachtet zu werden und auch nicht auf die Psycho-Couch gelegt und nach allen Regeln der Kunst analysiert zu werden, bis sämtliche F-Diagnosen, die die ICD-10 so hergibt, auf uns passend gemacht werden. Wir selbst würden unserer Freundin auch diesen Raum bieten und sie stärken. Wenn sie dann wieder psychisch stark geworden ist, würden wir uns aufrichtig für sie freuen. Leider geschieht das nicht immer. Insbesondere dann, wenn es sich um keine echte Freundschaft, sondern nur um eine Nutzfreundschaft handelte und parallel dazu eine Konkurrenz innerhalb der Beziehung bestand.

Werfen Sie die Neider und falschen Freunde aus Ihrem Leben. Dann werden Sie schnell erkennen, wer Ihre wirklichen Freunde sind.



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Ute Albrecht
Bewerbungsberaterin


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