Wer arm ist, der kann kein Gymnasium besuchen, der schafft höchstens die Realschule und darf dann eine staatlich subventionierte außerbetriebliche Ausbildung machen, da er mangels Vitamin B keine Lehrstelle findet. Der STERN titelte in seiner Ausgabe vom 17. Juli 2003 gar: „Das Märchen von der Chancengleichheit - Warum Herkunft und Beziehungen mehr zählen als Leistung“. Dazu passte das Titelbild, auf dem ein kleiner, ratlos dreinblickender junger Mann in schlecht sitzendem Anzug zu einer Aluminiumleiter (der Karriereleiter) aufschaute. An seinem rechten Fuß schleppte er eine Fessel mit überdimensionierter Eisenkugel, die an Galeerensklaven erinnert.

Zitate aus dem Text: „Welche Kinder landen auf der Sonnenseite? Und wer muss in den Schatten? Ausschlaggebend für die Entwicklung eines Menschen - was er lernt, ob seine Talente gefördert werden, wie weit er kommen kann - das entscheidet in Deutschland die soziale Herkunft. Heute wieder mehr denn je. Du wirst, was deine Eltern sind.“ Das ist empirisch bewiesen. Prof. Dr. Michael Hartmann, Soziologieprofessor an der Technischen Universität Darmstadt beschäftigt sich mit Eliteforschung. Zitat aus seinem neuen Buch Der Mythos von der Leistungsgesellschaft: „Was den Zugang zu den hohen Führungspositionen angeht, hat die Bedeutung der sozialen Herkunft in den vergangenen Jahrzehnten nicht abgenommen. Im Gegenteil, sie nimmt sogar noch zu. Zum Manager wird man sozusagen geboren. Heute gilt das noch mehr als vor zwei oder drei Jahrzehnten.“

Die PISA-Studie ergab, dass sogar in Argentinien Kinder aus sozial schwachen Schichten bessere Bildungschancen als in Deutschland haben!