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Was erfolgreiche Menschen angeblich niemals sagen

Wunschdenken mancher Autoren vs. Realität

Auf dem Portal unternehmer.de war ein anonymer Artikel mit dem Titel „6 Phrasen, die erfolgreiche Menschen niemals sagen würden“ zu finden, der am 02.07.2020 veröffentlicht und vom englischsprachigen Originalartikel von Jodie Cook auf Deutsch übersetzt wurde. In der Einleitung heißt es „Eine leichtfertige, unbedachte Bemerkung könnte deinen ganzen Tag und deine Karriere bestimmen, ohne dass du es merkst.“

Diese Bemerkung suggeriert, dass man dauernd unter dem Generalverdacht steht, ein kompletter Versager zu sein und verbal ständig dagegen arbeiten zu müssen. Das führt dazu, dass man alles, was negativ interpretiert werden kann, unterlassen muss, denn es gibt ja genug Menschen, die Artikel unreflektiert lesen. Der Artikel ist für Selbstmarketing geeignet, nur, wenn es um Kommunikation geht und darum, seine Erfolge in der Vergangenheit ins rechte Licht zu rücken. Im wirklichen Leben muss man allerdings die folgenden 6 Aussagen, die angeblich nur erfolglose Menschen tätigen, sehr differenziert betrachten.

Es handelt sich dabei um diese:

  1. „Es ist einfach einer dieser Tage“
  2. „Es ist nicht meine Schuld“
  3. „Ich werde es versuchen“
  4. „Warten wir’s ab“
  5. „Das wird nie funktionieren“
  6. „Das ist nicht gerecht“

Im Artikel werden sie generalisiert und nur auf eine einzige negative Bedeutung heruntergebrochen. Es wird so getan, als sei der Tenor dieser Aussagen „Ich bin ein Niemand, kann nichts und werde nie was können, außerdem bin ich Opfer der Umstände und daran wird sich nie etwas ändern!“.

In Wirklichkeit können Menschen, die eine dieser 6 Aussagen tätigen, auch sehr realistisch in ihrer Selbsteinschätzung sein und sich immer wieder neu erfinden wollen. Sie haben Freude daran, Neues auszuprobieren und wissen, dass man durch Misserfolge lernt. Im Artikel wird aber so getan, als seien Misserfolge Katastrophen, die mit aller Macht verhindert werden müssen. Wer so denkt, tut aber das, was er schon immer getan hat und entwickelt sich nicht weiter, weil er keine Risiken eingeht, um Scheitern und Misserfolge zu vermeiden.

Wer jedoch immer auf andere schaut und versucht zu vermeiden, dass andere Negatives entdecken und sich so darstellt, als sei ihm niemals etwas misslungen, dann wirkt er vollkommen unglaubwürdig und hat nichts Menschliches mehr an sich. Er benimmt sich dann wie eine Perfektionistenmaschine. Nun frage ich mich, wer mit Perfektionistenmaschinen arbeiten will.

Wenn jemand z. B. „Es ist einfach einer dieser Tage ...“ sagt, dann ist das nicht immer gleichbedeutend mit „Alles hat sich gegen mich verschworen und egal, was ich tue, es ist eh immer falsch oder wird von anderen für falsch gehalten“. Er kann damit auch etwas ganz anderes gemeint haben. Woher weiß Frau Cook, dass ausnahmslos alle, die diese Aussage machen, sich als Opfer der Umstände fühlen und glauben, nichts hinzubekommen? Sie behauptet das einfach. Wie wäre es denn mal mit einer anderen Deutungsmöglichkeit? Wenn jemand sagt: „Es ist einfach einer dieser Tage ...“, dann zeigt das doch eine pragmatische Einstellung, dass es eben passieren kann, dass etwas nicht so wie geplant läuft. Wenn man immer vom Besten und einer absoluten Planbarkeit ausgeht, dann sagt man nicht: „Es ist einfach einer dieser Tage ...“, sondern macht ein Drama daraus, schiebt anderen Leuten die Schuld in die Schuhe und faltet sie zusammen. Dann kann man sich ja so verdammt erfolgreich fühlen, weil man gezeigt hat, dass man der Boss ist, oder? So funktioniert die Narzisstenwelt, die hier angesprochen werden soll.

Nüchtern betrachtet, sind Probleme aufgetreten, Fehler passiert. Dann analysiert man es eben und korrigiert es, wenn es geht. Wenn man sagt: „Es ist einfach einer dieser Tage ...“, dann gibt man vielleicht nicht reflexartig sich oder anderen die Schuld, sondern setzt sich im Team zusammen, sammelt Lösungsvorschläge, entscheidet sich für die wirkungsvollsten und setzt sie um. Hier wird die Bedeutung der Aussage eingeengt und dadurch hat man als Leser das Bild eines Menschen mit einer massiven Selbstwertstörung, gemischt mit etwas Verfolgungswahn vor sich. Wie wäre es denn mal mit einer Interpretation, dass „Es ist einfach einer dieser Tage ...“ synonym zum pragmatischen, unaufgeregten „So what. Shit happens“ ist. Diejenigen, die das sagen, tun sich weder selbst Leid noch inszenieren sie ein Drama, sondern sie betrachten kurz den Dreck, krempeln die Ärmel hoch und fegen ihn weg. Das Problem ist dann gelöst. Somit sind sie erfolgreich.



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Ute Albrecht
Bewerbungsberaterin


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