Was bringt mir Ute Albrecht?
Bewerbungsmagazin
Inhaltsverzeichnis
Türöffner zum Vorstellungsgespräch
Harte Personalerfragen
Downloads
Gästebuch
Mobbingberatung
Unterlagencheck
Klientenfeedback
Suchen
 
 

       

Drama-Dreieck, Teil 8

Soziale Narzissten sind keine Retter

Wenn jemand nur deswegen hilft, weil er sich selbst aufwerten und den anderen abwerten möchte, wobei er ebenso ein Narzisst ist wie der Verfolger, aber seinen Narzissmus durch prosoziales Verhalten maskiert, dann ist er kein echter Retter, da er nur sein Ego aufpolieren will. Ein echter Retter nutzt seine Empathie, um zu erspüren, ob das Opfer tatsächlich Hilfe braucht und will.

Narzissten sind unempathisch. Ist ihr Narzissmus noch nicht ganz so stark ausgeprägt, kann man zumindest an ihre Empathie appellieren, wie eine Studie der Universität Surrey vom Jahr 2014 zeigt, über die Werner Bartens im Artikel „Narzissten lernen Mitgefühl“ in der Süddeutschen Zeitung vom 01.06.2014 berichtete. Studienleiterin Erica Hepper hat mit ihrem Team 300 freiwillige Testpersonen untersucht, die starke narzisstische Züge aufwiesen, jedoch noch nicht an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung litten. Zunächst wurden sie mit einer Geschichte konfrontiert, in der sich ein Paar trennte. Die Testpersonen empfanden keine Empathie mit demjenigen, der verlassen wurde - nicht einmal dann, als diese Person depressiv wurde. Danach schauten sich die weiblichen Testpersonen ein Video an, das eine Frau zeigte, die von ihrem Ehemann misshandelt wurde. Ein Teil der Testpersonen wurde aufgefordert, sich in die Lage des Opfers von Gewalt hineinzuversetzen, der andere Teil nicht. Die Testpersonen, die zur Empathie animiert wurden, empfanden Mitgefühl mit dem Opfer, die anderen nicht. Um zu beweisen, dass es sich dabei nicht nur um Lippenbekenntnisse handelte, sondern die Empathie echt war, maßen die Forscher physiologische Parameter wie z. B. die Herzfrequenz. Bei denjenigen, die zur Empathie aufgefordert wurden, stieg die Herzfrequenz, bei den anderen Testpersonen, an deren Mitgefühl nicht appelliert wurde, blieb sie gleich. Die Studie hat empirisch bewiesen, dass es möglich ist, narzisstischen Personen, die psychisch gesund sind, Mitgefühl beizubringen.

Wertschätzung für Retter

Die Retterrolle ist ehrenwert und auch notwendig, weil es die Opfer stärkt, wenn jemand auf ihrer Seite ist und schon diese emotionale Unterstützung erweckt die Selbstbehauptungsimpulse, sodass sich das Opfer auch traut, sich zu wehren, weil es nicht alleine gelassen wird. Solidarität ist in einer individualisierten Gesellschaft nicht en vogue, weswegen die Retterrolle eher ein negatives Image hat. Das wird weder dieser Rolle noch den Menschen gerecht, die sie gerne annehmen.

Die Wilhelmshavener Yvonne Meyer, Elke Gozdzig, Jan-Patrick Kleen und Jette Schatz sind auch Retter. Jeder von ihnen versucht, mit seinem ehrenamtlichen Projekt die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Yvonne Meyer paddelt mit krebskranken Frauen, Elke Gozdzig kocht für Obdachlose, Jan-Patrick Kleen sammelt Müll, damit sich Menschen und Tiere nicht an Glasscherben verletzen und um etwas für die Umwelt zu tun und Jette Schatz organisiert kostenlose Schwimmkurse für behinderte und nicht behinderte Kinder, von denen insbesondere die Kinder aus einkommensarmen Elternhäusern profitieren. Sie helfen aus freien Stücken. Sollen sie das nicht tun, weil es Abwertung ist, Menschen zu helfen, die nicht danach gefragt haben? Sicher haben nicht alle Frauen, die an Krebs erkrankt sind, Yvonne gefragt, ob sie mit ihnen Paddeln trainiert - auch, weil sie von diesem Projekt nichts wussten - die Obdachlosen haben Elke nicht gefragt, ob sie für sie kocht und Jette hat die Kinder auch nicht gefragt, ob sie von ihr einen Schwimmkurs geschenkt haben wollen. Jan hat nicht gefragt, ob er Müll sammeln soll. Diese vier Ehrenamtlichen haben sich nicht durch ein von Transaktionsanalytikern erfundenes Konstrukt (die Retterrolle mit dysfunktionalen Verhaltensweisen) beirren lassen, sondern einfach das getan, was sie tun mussten. Keine der krebskranken Frauen, kein Obdachloser, kein Kind, das Schwimmen im kostenlosen Schwimmkurs gelernt hat und kein Mensch und Tier, der bzw. das sich nicht mehr an Glasscherben verletzt, hat sich abgewertet gefühlt, sondern alle sind dankbar, dass es diese Hilfe überhaupt gibt und viele machen mit. Prosoziales Verhalten ist glücklicherweise ansteckend.

Durch diese positiven Beispiele sieht man selbst, wie absurd die Argumentation der Erfinder des Drama-Dreieck-Modells ist.

Diese vier Ehrenamtlichen wurden am 27.10.2019 in der Sendung „Helden von nebenan“ vorgestellt. Sie wurde auf N3 ausgestrahlt. Im Wilhelmshavener Pumpwerk haben sich 200 Menschen zusammengefunden, die alle vor der Veranstaltung gespendet haben, ohne zu wissen, für welches Projekt. Yvonne, Elke, Jan-Patrick und Jette bekamen die Gelegenheit, ihr Projekt vorzustellen und um Geld zu bitten, das sie dafür brauchen, damit das Projekt weiter laufen kann. Yvonne hat den Spendentopf gewonnen. Nicht nur sie ist Gewinnerin: Alle anderen Helden haben auch nach der Sendung Geldspenden bekommen und weitere Mitstreiter gewonnen, die anpacken.

Ich breche eine Lanze für Retter. Das ist in unserer Gesellschaft nämlich dringend notwendig.

Zurück zur beruflichen Gesprächssituation im Konflikt: Ein echter Retter unterstützt das Opfer auch durch seine Ratschläge und das Einüben von Selbstbehauptung, damit es weiß, was es tun kann, wenn es wieder in eine ähnliche missliche Lage gerät. Das Opfer kann sich dann nämlich selbst helfen, worüber sich der Retter freut, weil er dann überflüssig geworden ist. Das Opfer kann seine Opferrolle verlassen, wenn es das will. Die meisten Opfer wollen das.

Das Drama löst sich auf, wenn die Teammitglieder denjenigen in der Verfolgerrolle isolieren und betont sachlich auf die Lösungsorientierung hinweisen. Wird der Verfolger aufgrund seiner Anwürfe mit einem stereotypen „Trägt das zur Lösung des Problems bei?“ und „Was schlägst du als Lösung vor?“ konfrontiert, dann verliert seine Rolle ihren Sinn. Dazu ist es aber notwendig, keine Angst vor dem Verfolger zu haben und sich zu solidarisieren. Dazu ist ein echter Retter und ein gestärktes Opfer notwendig, weil der Retter Mut hat und Solidarität initiiert und das Opfer sich dann ebenfalls solidarisch verhält und den Retter unterstützt. Auf diese Weise kommt man zur Sachlichkeit zurück, da aus der Verfolgerrolle kein narzisstischer Gewinn mehr zu erzielen ist. Die Studienergebnisse könnte derjenige in der Retterposition nutzen, indem er den Verfolger darum bittet, sich in die Lage des Opfers hineinzuversetzen. Ist dieser psychisch noch gesund und sein Narzissmus nicht pathologisch, dann würde er Mitgefühl zeigen und sich entschuldigen. Der Retter hat dann nicht nur das Opfer gerettet, sondern auch den Verfolger.



Teil 1    Teil 2    Teil 3    Teil 4    Teil 5    Teil 6    Teil 7

       

top   



Ute Albrecht
Bewerbungsberaterin


Baderstraße 4
38723 Seesen
(0 53 81) 49 18 07
(01 60) 6 35 94 03
ute.albrecht@bewerbungsberatung-albrecht.de