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Drama-Dreieck, Teil 7

Haben Retter noch Platz in einer individualisierten Ellenbogengesellschaft?

Im Artikel „Drama, Baby!“ wird die Retterrolle leider eher negativ bewertet. Der Retter soll angeblich so jemand mit Helfersyndrom sein, der anderen helfen muss, um sich aufzuwerten, der automatisch hilft, ohne darauf zu achten, ob das Opfer sich selbst helfen kann. Diese Rolle wird nämlich in ihm folgendermaßen beschrieben:

„Wenn Sie in der Retter-Position sind, kommen Sie dem Opfer zu Hilfe - oft auch ungefragt. Sie erteilen Ratschläge, übernehmen Verantwortung. Indirekt geben Sie damit dem Opfer aber zu verstehen: Ich traue dir nicht zu, dass du allein zurechtkommst. Manch auserwähltes Opfer möchte deshalb auch nicht gerettet werden - und fängt dann seinerseits an, Sie zu verfolgen.“

Der Autor hat sehr gut recherchiert und die Rollen im Drama-Dreieck-Modell im Sinne der Transaktionsanalyse erklärt.

Es entsteht allerdings die Frage, ob sich die Freunde des Drama-Dreieck-Modells mal überlegt haben, wann ein Opfer ein Opfer ist? Wenn es in eine Notsituation gerät und sich nicht wehren kann, weil es dazu nicht in der Lage ist. Dann ist ein Retter notwendig und wenn jedoch niemand der Retter sein will, weil das angeblich ja auch nicht richtig ist man dann der „Psycho mit dem Helfersyndrom“ ist, hätte man - vielleicht sogar ungewollt - für ein Klima gesorgt, das unterlassene Hilfeleistung salonfähig macht.

Soll durch die Darstellung der Rollen nach dem Drama-Dreieck-Modell durch die Blume unterlassene Hilfeleistung gefordert werden, um diejenigen in der Opferrolle selbstständig zu machen und sie zur Selbstbehauptung zu motivieren à la „Wenn dir etwas angetan wird, dann musst du dich eben wehren und wenn du das nicht tust, bist du halt selbst Schuld, wenn du schlecht behandelt wirst.“? Das wäre doch eine berechtigte Frage.

Es wird nicht genügend darauf eingegangen, dass Menschen, die zum Opfer gemacht werden, mit der Gesamtsituation objektiv überfordert sein können.

In einer individualisierten Gesellschaft, in der jeder nur an sich denkt, ist es insbesondere in der Arbeitswelt so, dass man sich zwar wehrt, wenn man sich das zutraut und man kein Opfer sein will, doch dieses wehrhafte Verhalten sorgt nicht dafür, dass Mobbing unterlassen wird. Man wird gemobbt und gefeuert, wenn man sich wehrt und man wird gemobbt und gefeuert, wenn man sich nicht wehrt. In Mobbingstrukturen gibt es nämlich nur Verfolger und Opfer, aber die Retter fehlen. Deswegen haben die Mobbingtäter nichts zu befürchten und können damit weiter machen.

Wehrhaftes Verhalten würde wenigstens die Selbstachtung retten und durch eine gestärkte Selbstachtung würde das Opfer die Opferrolle verlassen und diese nicht in das Selbstkonzept seiner Persönlichkeit integrieren. Deswegen lohnt es sich, sich zu wehren, wenn man zum Opfer gemacht werden soll. Man steht in dieser Rolle oft alleine da und kann sich auf die Menschen innerhalb des Systems nicht verlassen.

Wann ist ein Retter ein Retter?

Im Artikel wird der Retter im Drama-Dreieck-Modell so dargestellt, dass er anderen automatisch immer hilft - unabhängig davon, ob diese Hilfe benötigen und um sie bitten. Es heißt „Sie erteilen Ratschläge, übernehmen Verantwortung. Indirekt geben Sie damit dem Opfer aber zu verstehen: Ich traue dir nicht zu, dass du allein zurechtkommst.“

Das soll wohl so verstanden werden, dass man nicht helfen darf, da man dadurch automatisch denjenigen, dem man hilft, abwertet und ihn als unfähig darstellt. Hilfe = Abwertung. So lautet die einfache Gleichung. Generell bietet der Artikel „Drama, Baby!“ die Interpretationsmöglichkeit, dass sowohl Verfolger, Opfer als auch Retter an einer Selbstwertproblematik leiden und deshalb ihr Rollenverhalten an den Tag legen.

Demzufolge macht der Verfolger andere blöd an, um sich aufzuwerten, das Opfer will, dass andere es aufwerten und der Retter hilft, um sich aufzuwerten. Liest man zwischen den Zeilen, kommt es einem so vor, als riefe der Autor des Artikels den Rolleninhabern „Ab auf die Psycho-Couch“ zu. Dabei trifft das nur auf einen winzigen Bruchteil der Rolleninhaber zu.

Es wird verkannt, dass jemand, der anderen gerne hilft, also oft die Retterrolle übernimmt, das tut, weil er ein großes Gerechtigkeitsgefühl und hohe ethische Werte hat, weil er selbst schon Opfer war und weiß, wie hilflos und ohnmächtig man sich dann fühlt, der auch weiß, wie es ist, Hilfe zu benötigen und im Stich gelassen zu werden und das Opfern nicht zumuten will. Vielleicht weiß er auch, wie es ist, von einem Narzissten psychisch misshandelt zu werden, was zutiefst unethisch ist und er will den Narzissten in die Schranken weisen, damit alle davon profitieren und die zwischenmenschlichen Beziehungen sich verbessern.



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Ute Albrecht
Bewerbungsberaterin


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