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Drama-Dreieck, Teil 6

Coaches als Retter?

Wenn eine Führungskraft sich coachen lässt, da sie mal gelesen hat, dass Coaching erfolgreich macht und Karrieren fördert, doch ihr Verhalten, an dem die unterstellten Mitarbeiter leiden, sie überhaupt erst zu einer Führungskraft hat werden lassen, da das Umfeld hochnarzisstisch ist und man selbst so sein muss, um es in diesem Unternehmen auszuhalten, dann kann es passieren, dass sie sich zwar selbst reflektiert und erkennt, dass ihr Verhalten gegenüber den Mitarbeitern nicht angemessen ist. Wenn sie es dann selbst nicht mehr akzeptieren kann, ändert sie ihr Verhalten, die Beziehung zu den unterstellten Mitarbeitern verbessert sich, doch die Vorgesetzten kritisieren dann plötzlich, dass sich die gecoachte Führungskraft nicht mehr durchsetzen kann und kritisieren die Gesamtheit ihrer Persönlichkeit. Dann heißt es, dass „Schneider zum Weichei geworden“ sei, „seitdem er zu einem Coach geht“ und er ist dann „für uns nicht mehr tragbar“. Also wird er gefeuert.

So gesehen, hat Coaching die Nebenwirkung, dass man seinen Job verlieren kann. Auf der anderen Seite ist es wiederum gut, dadurch erkannt zu haben, dass man in einem System arbeitet, das einen krank gemacht hat, da es selbst pathologisch ist und es einem gut tun würde, es zu verlassen.

Wenn negatives Verhalten karriereförderlich ist und man - prosaisch ausgedrückt - ein Arschloch sein muss, um aufzusteigen, dann ist das negative Verhalten systemimmanent und kann nicht individualisiert werden. Dann müsste sich nämlich das System ändern. Das braucht einige Zeit und vor allem Menschen, die sich solidarisieren, viel Zivilcourage haben, hohe ethische Werte teilen und die nicht versuchen, alleine irgendwie zu überleben.

Coaches können als Retter fungieren und leisten individuelle Hilfe. Sie haben zwar nicht die Macht, die Welt zu retten, aber sie können ihre Coachees stark machen, dass sie sich zusammenschließen und gemeinsam mit Mitstreitern versuchen, das System zu verändern. Das hieße beispielsweise, sich nicht mehr wegzuducken, wenn ein Kollege gemobbt wird, sondern ihm beiseite zu stehen. Die Chefs können zwar einige Mitarbeiter entlassen, die ihnen zu viel Zivilcourage haben und die gegen Missmanagement vorgehen, aber sie können nicht ALLE entlassen. Dann würde sich das Unternehmen nämlich selbst abschaffen.

Manchmal stellt sich die Frage, ob einige Coaches Menschen stark machen wollen. Warum senden sie durch ihre psychologischen Ratschläge dann Botschaften wie:

  • Du darfst dich nicht verteidigen
  • Du darfst dich nicht entschuldigen
  • Du musst lernen, positiv damit umzugehen, wenn du ungerecht behandelt wirst und außerdem ist das eine Bewertung
  • Du darfst die Dinge nicht bewerten
  • Du musst gelassen sein
  • Du musst in einer negativen Situation das Positive sehen
  • Du musst positiv denken
  • Du musst hinnehmen, dass du die Dinge nicht ändern kannst
  • Du hast eine zu geringe Frustrationstoleranz und musst daran arbeiten?

Vielleicht sind solche Coaches ja so optimistisch, dass die Menschen, denen sie das geraten haben, es schaffen, ihr negatives Arbeitsumfeld auszuhalten und trotzdem hochmotiviert Höchstleistungen zu erbringen. Dabei vergessen sie aber, dass der Mensch kein Motorrad ist, an dem man ein bisschen herumschraubt und dann funktioniert es wieder. Wenn Menschen dauerhaft in einem Unternehmen arbeiten, in dem ihre Menschenwürde täglich missachtet wird, dann entwicken sie ein Burnout oder eine depressive Episode oder andere psychische Störungen. Statistiken belegen das.

Es gab mal eine Zeit, in der die „Du-musst-den-Mist-ertragen-und-dabei-lächeln-Haltung“ noch nicht verschrieben wurde und in der Gesellschaft ihren Platz gefunden hat. In dieser Zeit gab es noch eine Streitkultur, Gewerkschaften hatten Macht und der Kollegenzusammenhalt war auch recht gut. Man hat auch nicht andauernd an sein Image gedacht und nicht versucht, aalglatt herüberzukommen. Vor allem hat man sich für systemisch bedingte Probleme nicht die Schuld gegeben bzw. sich geben lassen und sich keine „Psycho-Macke“ aufschwatzen lassen, von der Hobby-Psychologen meinen, dass diese wegtherapiert werden sollte und man hat erst recht nicht danach gestrebt, sich selbst zu optimieren, bis der Arzt kommt. Mit dieser lebensnäheren Einstellung war der psychosoziale Stress geringer.

Wenn man sich daneben benahm, hat man sich entschuldigt, wenn man sich ungerecht behandelt fühlte, hat man das kommuniziert und sich gewehrt, wenn jemand Hilfe brauchte, hat man geholfen, man hat sich manchmal gestritten, aber sich auch wieder vertragen und ist danach zusammen ein Bier trinken gegangen. Man hat sich bei diesem bodenständigen Verhalten nicht gefragt, ob man sich nun angreifbar macht oder nicht charismatisch genug herüberkommt. Verhaltensperfektionismus kann nämlich auch krank machen und bewirken, dass man sich als Opfer fühlt. Es ist ja nicht so, dass einem nichts Schlimmes mehr widerfährt, weil man sich perfekt verhalten hat. Shit happens und die Welt dreht sich weiter.



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Ute Albrecht
Bewerbungsberaterin


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